Aus meinem Alltag in China...
Donnerstagmorgen, 10 Uhr. Ich habe ein Feinripp-Unterhemd an, einen Spaten in der Hand und erd-verschmierte Hände. Ja, es mag stimmen, ich gucke zur Zeit ein bisschen viel desperate housewives und ja, ich wohne in der Wisteria Lane. Da kann man schon mal am helllichten Vormittag heimlich etwas im Garten vergraben.
Die pang mao mi* Milla hat heute einen Spatz gefangen und ihn mir stolz mit einem Rambo-Blick und einem Perlenstirnband an der Tür präsentiert. Als ob's die Spatzen in China nicht schon schwer genug gehabt hätten. Vor 58 Jahren beschloss Chinas Führer Mao, dass die Spatzen dringend ausgerottet werden müssen, weil sie das ganze Getreide wegfressen. Die Chinesen produzierten daraufhin tagelang Lärm durch das Trommeln auf Pfannen und Töpfen bis sich die Spatzen nirgendwo mehr landen trauten und vor Erschöpfung tot vom Himmel fielen. Leitern wurden herbei geschleppt und auch die Nester und Eier vernichtet. Allein in Beijing fielen in drei Tagen 401.160 Spatzen vom Himmel. Die Natur rächte sich und China wurde von Insektenplagen heimgesucht, die nun durch keine natürlichen Feinde mehr aufzuhalten waren. In kürzester Zeit brach eine Hungersnot aus, die 30 Millionen Menschen das Leben kostete. Damit die Insekten wieder Feinde haben, hat man schließlich aus Russland neue Spatzen importiert.
Milla hat vermutlich einem russischen Nachfahre den Gar ausgemacht. Und weil es meiner Natur widerspricht, Tiere in die Mülltonne zu werfen, habe ich mich mit dem Spaten an die Arbeit gemacht, dem toten Russen einen friedlichen Ruheplatz zu bescheren. (Ich hab mich ein wenig hinter der Hecke versteckt, als gerade eine chinesische Fotografin mit einer großen Kamera um die Ecke bog. Was die sonst wohl denken mag...?!)
Ruhe in Frieden, kleiner Spatz.
* chin. = dickes Kätzchen
*From my everyday life in China ...
Still before noon... I'm wearing a worker-like ribbed undershirt, carrying a spade in my hand and having earthy hands. Yes, maybe it is true, I watched a bit too
much "Desperate Housewives" and yes, I live on Wisteria Lane. So for shure I can dig a little (and secretly) in the garden.
My pang mao mi (fat kitty) Milla caught a sparrow this morning and proudly presented it with a Rambo-look in her eyes with a pearl headband at the door. As if the sparrows in China have not had enough hard times... 58 years ago China's leader Mao decided that the sparrows have to be killed urgently for eating all the corn. The Chinese subsequently produced for days a big noise by drumming on pots and pans until the sparrows didn't dare to land and fell dead from exhaustion from the sky. Ladders were dragged and nests with eggs destroyed. The very fact is, that merely in Beijing inbetween three days 401.160 sparrows fell dead to the earth. Nature took revenge and China was beset by plagues of insects. After a short while a famine broke out, that 30 million people did cost their lives. Finally new sparrows were imported from Russia to get natural enemies against the insects.
Probably it was a descendant of the russian sparrows, that Milla killed today. Because it is preposterous to my nature to throw animals in the trash, I took the matter in my own hands and gave the dead Russian a peaceful resting place.
(I hided myself behind a hedge, just as a chinese photographer turned with a big camera around . What would she think of me ... desperate housewive ...?)
Little sparrow, rest in peace.*
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Sabine (Donnerstag, 12 Juli 2012 01:15)
Ich finde das Foto mit Milla und der Beute preisverdächtig! Darf ich sagen, dass es fast lustig ist auch wenn es so brutal ist????
Dolis (Sonntag, 15 Juli 2012 07:50)
Ja, kann Sabine nur zustimmen: preisverdächtig!
Und vor allem: PINK! Milla hat Geschmack!
Jess Chua (Freitag, 04 Januar 2013 09:25)
Ah, das ist ja mein lieblings Spatz-Geschichte aller Zeiten: Milla + Rambo Blick + Mao + Russischer Import